Im bereits erwähnten «Prestige-Fall» stand Anfang der 80er Jahre eine weitere Ikone der ungarischen Unterwelt vor Gericht: Lajos Száva. Der aus Érd stammende Száva war in der Szene hauptsächlich unter seinem Spitznamen «Gelbfuss» bekannt, den er wegen seinen gelben Schuhen erhielt. Jahrzehnte später erzählte er in einem Interview: «In Krenfeld (Anm: Stadtteil von Budapest) gab es mehrere Cliquen. Wir waren so boxende Jungs. Damals war die Welt noch nicht so wie heute, von wegen Baseballschläger und wenn einer schon am Boden liegt, dass man noch reintritt. Einer der Jungs sagte zu mir, komm, lass uns prügeln. Das Bein war aber nicht in Mode. Der Kerl kämpfte verdammt gut, aber ich benutzte auch meine Beine. Meine Kumpels feuerten mich an: «Komm schon, Gelbfuss!». Oder wenn ich in der Bar abtanzte, riefen sie mir zu: «Tanz noch, Gelbfuss!». So blieb der Spitzname an mir hängen».

Im Sommer des Jahres 1981 fingen Gelbfuss und seine Bande an, Markthändler zu bestehlen. Die Idee hatte Gelbfuss, denn seine Frau besass eine Lizenz für den Handel mit Gebrauchtwaren, und sie kannten die Gewohnheiten der anderen Händler sehr gut. Viele Händler verluden ihre Waren bereits am Vorabend in ihre Autos, da sie am Morgen eine längere Fahrt vor sich hatten. So mussten Gelbfuss & Co. nur den jeweiligen Wagen aufbrechen und konnten samt der Ware davonfahren. Sie verkauften das Raubgut dann an verschiedenen Orten des Landes. Die Bande wechselte die für ihre Aktionen nötigen Autos wie in einem Gangsterfilm und beendeten ihre Streifzüge nie mit leeren Händen. Gelbfuss wurde 1983 zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.

Den Zenit ihrer Macht erreichte die Grossfamilie Száva in den chaotischen 90er Jahren. Während dieser politisch schwierigen Zeit stieg die Familie zu einer der gefürchteten Roma-Clans in Budapest auf und erlangte grossen finanziellen Reichtum. Als eine der ersten gründete die Familie im Land eine Sicherheitsunternehmung und beherrschte weite Teile der ungarischen Unterwelt. Eine Zeit lang organisierte ein Familienmitglied über seine Firma sogar die Formel 1 am Hungaroring. In den einheimischen Medien sorgte der Clan auch immer wieder für negative Schlagzeilen. Eine davon lautete: «Die Szávas in der Klemme – die Unterwelt droht». Ein Halbbruder von Gelbfuss erzählt in einem Interview, dass die Familie damals innerhalb kürzester Zeit bis zu 1’500 Leute aufbieten konnte. Auch heute ist der Száva-Clan berüchtigt, hat aber seine Macht weitestgehend verloren.

Quellen:
1. András Dezsö: Maffiózók mackónadrágban, 2019
2. Interview bei Vekker Keresztény: Az alvilágtól Krisztusig, Youtube, 2017