Der Eishockeytorwart Attila Ambrus war ein willensstarker Spieler. International bekannt wurde er aber nicht als Profisportler, sondern als Bankräuber. Da er sich vor seinen Überfällen stets mit ein bis zwei Deziliter Whisky Mut antrank, gaben ihm die Medien bald den Spitznamen «Whiskyräuber». Es werden ihm 30 Raubüberfälle zugeschrieben.

Frühe Jahre

Attila Ambrus kam 1967 in Rumänien zur Welt. Als Angehöriger der ungarischen Minderheit wuchs er in schwierigen Verhältnissen auf. Seine Mutter verliess Ambrus, als dieser anderthalbjährig war. Der Vater schlug ihn und mit 10 Jahren zog Attila Ambrus zu seiner Grossmutter. Nach deren Tod lebte er bei einer Tante. Später schrieb er über sich, dass er zu jener Zeit ein einsamer Wolf gewesen sei, der niemandem vertraute. Bücher waren seine besten Freunde.

Unter diesen Umständen ist es wenig verwunderlich, dass Ambrus schon früh mit dem Gesetz in Konflikt geriet, indem er mehrere Diebstähle begann. Aus diesem Grund wurde er als 14-Jähriger für zwei Jahre in einem Erziehungsheim untergebracht und weitere zwei Jahre musste er in einem Arbeitslager verbringen. Diese Zeit bezeichnet Ambrus als die Hölle, denn er war als einziger Ungar mit hunderten Rumänen eingesperrt, sprach selbst aber kein Wort Rumänisch. Hier möchte ich daran erinnern, dass Rumänien zu jener Zeit noch unter der Herrschaft der kommunistischen Regierung des Nicolae Ceaușescu stand. Im Jahr 1988, also ein Jahr vor der medienwirksamen Hinrichtung des Diktators, flüchtete Ambrus nach Ungarn. Die illegale Grenzüberquerung gelang ihm, indem er sich unter einem Zug versteckte und sich zwischen den metallenen Rädern festhielt.

In Ungarn

Während seiner anfänglichen Zeit in Ungarn schlug sich Ambrus mit diversen Jobs durch. Zuerst arbeitete er in einer Fabrik, in der Ampullen hergestellt wurden. Später war er Hausmeister sowie Totengräber und handelte lange illegal mit Tierhäuten, die er über die Grenze schmuggeln liess.

Da der ambitionierte Ambrus bereits zu seiner Zeit in Rumänien Eishockey spielte, war es nur eine Frage der Zeit, bis ihn das Schicksal auch in Ungarn zu diesem Sport führte. Seine Karriere startete er beim Zweitligisten Pomázi ICO SE, spielte aber später bei den beiden Topmannschaften Újpest und Ferencváros. Den Höhepunkt seiner Sportlerkarriere bildete eine Silbermedaille in der ungarischen Landesmeisterschaft.

«Gegen Ende wurde die Raubserie brutaler. In der OTP Bank zum Beispiel schlug er mit seiner Waffe einer Bankangestellten auf den Kopf. Er war alles andere als ein Gralsritter.»

ein ehemaligeR Ermittler Über den WhiskyrÄuber

Als Bankräuber

Seinen ersten Bankraub beging Attila Ambrus im Jahr 1993. Er begründet diesen Schritt damit, dass er die Familie seiner damaligen Freundin beeindrucken wollte. Die wohlhabenden Eltern der jungen Frau fragten ihn, welche Perspektiven er ihrer studierten Tochter bieten könnte. Um diese Frage zu verstehen, musste Ambrus jedoch ein Wörterbuch zur Hand nehmen. Die Eltern der Freundin hielten ihn lediglich für einen verrückten Szekler (Anm.: ungarische Bevölkerungsgruppe in Rumänien), der nicht gut genug für ihre Tochter war. Hinzukam, dass nun auch sein Nebeneinkommen als Schmuggler wegfiel, da der hochrangige Zollbeamte, der ihn bei diesem illegalen Business unterstützte, verhaftet wurde. Ambrus selbst war der Meinung, dass seine Tätigkeit als Hockeyspieler zu schlecht bezahlt wurde.

Schon als Kind war Ambrus ein grosser Fan der New Yorker Mafia. Mit 10 Jahren kannte er die Namen der Mitglieder entsprechender Familien auswendig. Er las viel über das Thema und fühlte sich sicher, problemlos eine Post ausrauben zu können. Später raubte er jedoch auch Banken, Sparkassen und Reisebüros aus. Insgesamt werden ihm 30 Raubüberfälle zugeschrieben. Das geraubte Bargeld summierte sich damals auf etwa 196 Millionen Forint, was zu jener Zeit sehr viel Geld war. Manche behaupten bis heute, dass der Verbleib eines Teiles dieser Beute nach wie vor ungeklärt ist. Zu den meisten Überfällen fuhr er mit dem Taxi, während der jeweilige Fahrer keine Ahnung hatte, was vor sich ging. Vor seinen Aktionen trank er sich mit etwas Whisky Mut an, wodurch ihm die Medien bald den Spitznamen «Whiskyräuber» gaben.

Die Medien versahen Ambrus nicht nur mit dem Spitznamen Whiskyräuber, sondern liessen ihn auch in einem ziemlich positiven Licht erscheinen. In der damaligen Presse beschrieb man ihn als eine Art Volksheld im Stile eines Sándor Rózsa. Diese Darstellung wird allerdings von jenem pensionierten Fahnder kritisiert, der damals gegen Attila Ambrus ermittelte. Der ehemalige Polizist sagt über den früheren Verbrecher: «Vor seiner Verhaftung trank der Whiskyräuber immer mehr und wurde brutal». Ausserdem wundert er sich bis heute, dass es dem Umfeld des einstigen Räubers nicht auffiel, dass er sehr luxuriös und weit über seine Verhältnisse lebte.

Im Jahr 2002 wurde Attila Ambrus zu einer Haftstrafe von 17 Jahren verurteilt. Wegen guter Führung kam er allerdings bereits nach 12 Jahren frei. Nach seiner Freilassung wurde Ambrus zum erfolgreichen Buchautor und gehört heute zu den meistgelesenen postkommunistischen Schriftstellern Ungarns. Ausserdem ist er ein gefragter Keramikkünstler.

Sein Leben wurde im Jahr 2017 unter dem Titel «The Whiskey Bandit» verfilmt. Er selbst spielte im Film einen Taxifahrer.

Dokumentation über den Whiskyräuber aus dem Jahr 2010 (ungarisch)

Foto: Attila Ambrus; Bildquelle: Wikipedia
Fotolizenz: Creative Commons — Attribution 3.0 Unported — CC BY 3.0

Quellen:

Viszkis: Használtam a nőket, ahogy ők is engem | 24.hu

Itthon: Brutálissá vált és egyre többet ivott elfogása előtt a “Viszkis” | hvg.hu

Ambrus Attila – Wikipédia (wikipedia.org)