Der im Komitat Heves ansässige Roma-Clan L. hat seit 2016 ungarische Frauen nach Deutschland gebracht und sie dort zur Prostitution gezwungen. Das Geschäft wurde als eine Art Familienunternehmung betrieben. Die Behörden haben jetzt gegen den Clan wegen Menschenhandel und Zwangsarbeit ein Verfahren eingeleitet.

Gemäss einer Meldung des Fahndungsbüros der Bereitschaftspolizei (KR NNI) wurde wegen des Verdachts auf Menschenhandel und Zwangsarbeit ein Verfahren gegen einen im Komitat Heves wohnhaften Roma-Clan eingeleitet. Die Fahnder konnten vor anderthalb Wochen die beiden Zwillingsbrüder János L. und Konrád L. sowie zwei weitere Komplizen verhaften. Der Vater der Zwillinge, welcher als Clanoberhaupt fungierte und die Geschäfte der Familie führte, konnte vorerst fliehen, wurde aber am 25. August in Budapest ebenfalls festgenommen. Da sich einer der Verdächtigen in Wiernsheim aufhielt, arbeiteten die ungarischen Behörden eng mit der deutschen Polizei zusammen.

Die Miskolcer Abteilung der KR NNI hatte bereits im Jahr 2021 die Ermittlungen aufgenommen, da der Verdacht aufkam, dass unbekannte Täter seit 2016 ungarische Frauen (vermutlich sind die Opfer ebenfalls der Roma und Sinti Minderheit angehörig) nach Deutschland bringen und sie dort zur Prostitution zwingen. Zu Beginn der Ermittlungen standen den Beamten sehr wenige Informationen zur Verfügung, mit der Zeit jedoch, vermochten die Polizisten die Beweise systematisch zu sammeln und die Täter nach und nach zu identifizieren.

Vermutlich wurde die Organisation durch den in Lőrinci wohnhaften János L. (57) geleitet. Seine beiden 31jährigen Zwillingssöhne János L. und Konrád L. hätten wiederum die in Deutschland angekommenen Frauen in die Privatwohnungen gebracht, wo auch die Sexdienstleistungen vollzogen wurden. Die Vermittlungen zu den jeweiligen Kunden organisierte Alexandra K., die 2016 gerade mal 19 Jahre alt war. Sie selbst ging auch der Prostitution nach, pries aber gleichzeitig ihre Kolleginnen auf erotischen Internetseiten an und traf mit den Freiern die nötigen Vereinbarungen. Später stiess der 33jährige Richárd F. ebenfalls zur Truppe, der seine eigene Freundin auf den Strich schickte.

Die dem Clan ausgelieferten Frauen wurden gezwungen, täglich 10 -12 Kunden sexuell zu bedienen. Pro Service bezahlten die Freier einen Betrag zwischen 100 und 150 Euro. Allerdings mussten die ausgebeuteten Sexarbeiterinnen ihre Tageseinnahmen jeden Abend an Alexandra K. abliefern, welche das Geld an János L. weitergab. Die Zuhälter mieteten für die Frauen in Löwenstein eine Wohnung, hielten sie aber den ganzen Tag unter Beobachtung. Die den Prostituierten zur Verfügung gestellte Geldsumme reichte knapp zum Überleben. Als eine der Frauen schwanger wurde, versuchte der Clan sie zu diversen Praktiken zu überreden, durch die eine Schwangerschaft abgebrochen werden kann, denn eine medizinische Abtreibung hielten die Zuhälter für zu teuer.

Nachdem das KR NNI den Täterkreis identifiziert hatte, nahmen die ungarischen Ermittler den Kontakt zum Polizeipräsidium Heilbronn auf, da sie davon ausgingen, dass sich mehrere Verdächtige in Deutschland aufhalten. Die ungarischen und deutschen Polizisten planten ihre gemeinsame Aktion für den 16. August 2023. Am gleichen Tag wurden in Ungarn die drei Verdächtigen Alexandra K., János L. jr. und Richárd F. festgenommen. Die deutschen Fahnder konnten Konrád L. in Wiernsheim habhaft werden, während János L. sr. allerdings die Flucht gelang. Er wurde wenige Tage später, am 25. August in Budapest verhaftet.

Damit die wahre Anzahl der Opfer und deren Identität ermittelt werden kann, untersuchen die Behörden den Fall weiter.

Ich frage mich indessen, warum die Behörden in Deutschland erst durch die Kontaktaufnahme der ungarischen Polizei tätig wurden. Hat denn wirklich niemand mitbekommen, dass in den kleinen Ortschaften Wiernsheim und Löwenstein illegale Zwangsprostitution im grossen Stil betrieben wird?

Bis zu einem rechtskräftigen Gerichtsurteil gilt für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung.

Ungarische Polizei führt Mitglieder des Clans ab.

Bildquelle: Pixabay

Quellen:

Lebukott a Németországban lányokat futtató családi vállalkozás | A Rendőrség hivatalos honlapja (police.hu)

Kuruc.info – Drágának találták az abortuszt a hevesi lányfuttatók